Veröffentlicht am 10. Juni 2021
Soziale Nachhaltigkeit führt zu einem besseren Leben für Schweine
Soziale Nachhaltigkeit ist ein Aspekt, der bei dem Begriff Nachhaltigkeit oft übersehen wird. Diskussionen rund um eine nachhaltige Entwicklung konzentrieren sich vorwiegend auf wirtschaftliche und ökologische Aspekte. Alle drei Wege zur Nachhaltigkeit müssen angegangen werden, um den nachhaltigsten Schweinesektor zu verwirklichen. Initiativen zur sozialen Nachhaltigkeit sind auf Tiergesundheit und Tierschutz ausgerichtet. Hendrix Genetics möchte den Weg hin zu einer sozial nachhaltigeren Schweineindustrie ebnen und hat bereits bestimmte Standards definiert, um den sozialen Aspekt des Schweinezuchtprogramms des Unternehmens zu verbessern.
Mit unserem Hypor-Zuchtprogramm waren wir die Ersten, die Begriffe wie „ausgewogene Zucht“ und „Absetzleistung“ in das Vokabular der Schweinezucht einführten. Begriffe, die in den letzten Jahren von unserer Konkurrenz kopiert wurden, jedoch mit einer erheblichen Verzögerung und damit genetischen Lücke. In der Zwischenzeit haben wir mit der Einführung unserer nachhaltigen Schweinezuchtstandards den weiteren Weg geebnet. Diese Standards stellen klare Zuchtziele dar, die wir mit unserem Zuchtprogramm verfolgen.
Dieser Artikel widmet sich der sozialen Nachhaltigkeit des Schweinesektors, mit den offensichtlichen Indikatoren Gesundheit, Qualität des Tieres und Überlebensfähigkeit. Wir werden unsere Fortschritte in Bezug auf die folgenden Indikatoren abdecken:
- Gesundheit und Schutz der Sauen
- Anzahl der Ferkel
- Qualität der Ferkel
Gesundheit und Schutz der Sauen
Eines der Ziele unseres Zuchtprogramms für die Muttertierlinie ist die Verbesserung der sozialen Fähigkeiten unserer Sau. Das bezieht sich darauf, wie einfach sich die Hypor-Sau unterschiedlichen sozialen Situationen anpassen kann, ohne dass sie (zu) gestresst wird oder ihr Verhalten negativ beeinflusst wird. Für den Betrieb ist eine geselligere Sau während der gesamten Produktion einfach zu handhaben und zu verwalten. Dadurch wird die Mensch-Tier-Interaktion weniger belastet, was zu einer besseren Gesundheit der Sau führt.
Darüber hinaus ist auch die soziale Kompetenz von Sauen untereinander von großer Bedeutung. In ihrer Altersgruppe (mit anderen Sauen) passt sich eine gesellige Sau leicht an die natürliche hierarchische Struktur in Gruppenhaltungen an und interagiert positiv mit anderen (provoziert keine Kämpfe, macht sich Freunde).
Ein weiteres Ziel unseres Zuchtprogramms, das die soziale Nachhaltigkeit der Sau verbessert, besteht darin, sicherzustellen, dass sie die richtigen Eigenschaften aufweist, z.B. dass sie genügend Zitzen hat. Unser Ziel sind 16 funktionelle Zitzen für jede Sau. In unseren Zuchtherden haben wir diesen Durchschnitt fast erreicht, Sauen haben oft mehr als 16 Zitzen. Diese Zahl ist wichtig, um den Kampf um die vorhandenen Zitzen zu reduzieren, sodass jedes Ferkel eine funktionelle Zitze zur Verfügung hat. Dadurch sinkt auch die Notwendigkeit für Ammensauen, was eine Managementstrategie ist, um die Nutzung von zusätzlichen Abferkelbuchten zu vermeiden.
Unsere nachhaltige Anzahl funktioneller Zitzen: 4 x 4 = 16
Die Anzahl der Zitzen und ihre Position sind wichtig. Wir wollen insgesamt 16 Zitzen erreichen: 4 Paar Zitzen vor und 4 Paar Zitzen hinter dem Nabel. Die Anzahl der funktionellen Zitzen soll der Anzahl der gesamt geborenen Ferkel entsprechen. Denn auf diese Weise kann auf Ammensauen verzichtet werden.
Mit genügend funktionellen Zitzen können die Sauen ihren Nachwuchs mit hochwertigem Kolostrum und Milch versorgen und das bringt uns zum nächsten Indikator.
Anzahl der Ferkel
Übermäßig fruchtbare Muttertierlinien produzieren zu viele Ferkel pro Wurf, was vermehrt zu geringerem Geburtsgewicht, einer höheren Sterblichkeit vor dem Absetzen und erhöhten t Einsatzkosten beim Versuch führt, diese Ferkel auf den Markt zu bringen. Wenn zusätzliche Ferkel nicht von einer Ammensau gepflegt werden, wird es für die Sau durch den zusätzlichen Druck für die Milchproduktion schwierig, ihre Körperkondition für den nächsten Reproduktionszyklus zu kontrollieren, was wahrscheinlich zu Schwierigkeiten bei der Aufzucht und vermehrten Keulungen führt. Das kontinuierliche Streben nach mehr Ferkeln und die daraus resultierenden Begleiterscheinungen sind aus Sicht der sozialen Nachhaltigkeit nicht mehr akzeptabel.
Bis zu einem gewissen Grad waren wir Teil dieses Hamsterrads, jedoch stets mit einem ausgewogenen Zuchtansatz. Im Hinblick auf die Zukunft von Hendrix Genetics, das Hypor-Zuchtprogramm und darauf, was wir zur Lösung der globalen Herausforderungen im Bereich der Schweinefleischproduktion beitragen möchten, haben wir uns entschieden, die Anzahl der pro Wurf geborenen Ferkel zu begrenzen und uns auf das Überleben und die Qualität der Ferkel zu konzentrieren.
Unser nachhaltiger Standard liegt bei 16 gesamt geborenen Ferkeln. Auf dieser Grundlage möchten wir die Zahl der totgeborenen Ferkel und Sterblichkeit vor dem Absetzen um jeweils ein Ferkel minimieren, um so pro Wurf 14 abgesetzte Ferkel erzielen zu können. Die Konzentration auf diese nachhaltigen Wurfeigenschaften unterstützt auch die Gesundheit der Sau und Vorbereitung auf die nächste Aufzucht- und Trächtigkeitsphase. Mit dem Ziel eines Wurfindex von 2,5 (Würfe/ belegte Sau /Jahr) haben wir Maßnahmen ergriffen, um 35 abgesetzte Schweine pro Sau und Jahr zu erreichen.
Unser Standard für nachhaltige Wurfeigenschaften: 16-15-14
16 gesamt geborene Ferkel, 15 lebend geborene Ferkel, 14 abgesetzte Ferkel. Jede Zunahme der Gesamtzahl der geborenen Ferkel sollte eine entsprechende Zunahme (oder mehr) der lebenden und abgesetzten Ferkel zur Folge haben
Qualität der Ferkel
Ein klarer Indikator für die Qualität der Ferkel ist das Geburtsgewicht und die Verteilung der Einzelgewichte. Wir haben sorgfältig über das optimale Niveau nachgedacht, das unserer Meinung nach erreichbar ist und zur Qualität der Ferkel beiträgt.
Ein guter Start erhöht die Überlebensfähigkeit während der Lebensdauer eines Schweins. Untersuchungen haben gezeigt, dass im Vergleich zu einem 1,0 kg- und 1,5 kg-Ferkel, für jede Abnahme des Geburtsgewichtes des Ferkels um 0,1 kg:
- die Sterblichkeitsrate vor dem Absetzen stiegt um 3 %,
- die Sterblichkeitsrate nach dem Absetzen stieg um 2 % und
- die Wahrscheinlichkeit, ein vollwertiges Mastschwein zu sein, sinkt um 2 %
Unser Standard für ein nachhaltiges Ferkelgeburtsgewicht: 1,5 kg
Das Geburtsgewicht von Ferkeln beeinflusst nachweislich ihre Lebensleistung, wobei Ferkel mit höherem Geburtsgewicht mit größerer Wahrscheinlichkeit überleben und in kürzerer Zeit ihr Schlachtgewicht erreichen. Wir streben nach Ferkeln mit einem Geburtsgewicht von mehr als 1 kg.
Aus diesem Grund ist das Geburtsgewicht der Ferkel bei all unseren Produktlinien ein wichtiges Selektionsmerkmal. Heute erreichen wir durchschnittlich 1,5 kg bei unseren kommerziellen Ferkeln, wodurch aufgrund der geringeren Sterblichkeit die soziale Akzeptanz gefördert wird. Und ein guter Start wird dazu beitragen, die Überlebensfähigkeit im Laufe des Lebens zu erhöhen.
Neben dem Geburtsgewicht haben wir einen größeren Selektionsdruck auf eine geringere Abweichung des Geburtsgewichtes innerhalb eines Wurfs ausgelegt. Wir haben noch keinen nachhaltigen Standard für die Abweichung des Geburtsgewichtes festgelegt, aber wir selektieren gegen Würfe mit kleinen Ferkeln. Derzeit haben wir bei allen Linien erreicht, dass mindestens 90 % der Ferkel schwerer als 1 kg sind. Es gibt sogar Linien, bei denen der Prozentsatz bei 96 % liegt.
Nachhaltige Schweinezucht
Soziale Nachhaltigkeit ist wichtig für den anhaltenden Erfolg des Schweinesektors und bildet eine solide Grundlage für die gesellschaftliche Akzeptanz und den Tierschutz. Wir haben begonnen, klare Ziele für unser Hypor-Zuchtprogramm festzulegen und glauben, dass dies unser heutiger Beitrag für eine bessere Zucht ist, um in Zukunft ein besseres Leben zu ermöglichen.